Eine Onlinedokumention zur Verleihung der Otto Hahn Friedensmedaille am 14.12.2018 an John Kerry.
Nachwort zur Verleihung an John Kerry
Die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), Landesverband Berlin-Brandenburg, verlieh am 14. Dezember 2018 die Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold an den 68. US-Außenminister John Kerry.
Das Kuratorium der DGVN Berlin-Brandenburg hat John Kerry zum sechzehnten Preisträger der Otto-Hahn-Friedensmedaille gewählt. Der ehemalige US-Außenminister wird für sein herausragendes diplomatisches Engagement ausgezeichnet.
v.l.n.r: Dr. Lutz-Peter Gollnisch, Tina Hassel, John Kerry, Michael Müller
Dr. Lutz-Peter Gollnisch, Vorsitzender der DGVN, Lv. Berlin-Brandenburg e.V. erklärt, „Herr John Kerry wird mit der Berliner Friedensmedaille insbesondere für seine unermüdlichen Bemühungen, den Atom-Deal mit dem Iran voranzutreiben, gewürdigt. Darüber hinaus möchten wir Herrn Kerry für seine Ambitionen hinsichtlich der Arbeit für die Vereinten Nationen ehren.“
Die Otto-Hahn-Friedensmedaille wurde zum Gedenken an das friedenspolitische und humanitäre Engagement des Kernchemikers, Nobelpreisträgers und Ehrenbürgers des Landes und der Stadt Berlin, Professor Dr. Dr. h.c. mult. Otto Hahn, von seinem Enkel Dietrich Hahn gestiftet.
Der Landesverband Berlin-Brandenburg der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen vergibt die Auszeichnung alle zwei Jahre in Gedenken an das friedenspolitische und humanitäre Engagement des Chemikers und Nobelpreisträgers Otto Hahn. Geehrt werden seit 1988 Menschen, die sich für Frieden, Humanität und Völkerverständigung engagiert haben.
über 300 Gäste fanden sich im Großen Saal des Berliner Rathauses ein
Die Medaillenverleihung fand mit über 300 geladenen Gästen im Festsaal des Berliner Rathauses statt. Sowohl Michael Müller, der Regierende Bürgermeister von Berlin, als auch Dr. Lutz-Peter Gollnisch, der Vorsitzende des DGVN-Landesverbandes, betonten in ihren Eröffnungsreden noch einmal Herrn Kerrys außerordentliche Verdienste in der Diplomatie und stellten seine unermüdlichen Leistungen für die Vereinten Nationen heraus.
John Kerry erhielt die Medaille aus den Händen des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller. Die Laudatio hielt die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Tina Hassel.
John Kerry Rede
In seiner leidenschaftlichen Rede betonte Herr Kerry nicht nur die Wichtigkeit, mit diplomatischen Verhandlungen Krisen und Konflikten zu begegnen, sondern legte auch großen Wert auf die weltweite Klimapolitik und ihre Folgen.
Bei einem anschließenden Empfang auf Einladung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin klang die 16. Verleihung der Otto-Hahn-Friedensmedaille in vorweihnachtlicher Atmosphäre aus.
Für die musikalische Einrahmung sorgten die Jungs von „Brass Connection“.
Für die musikalische Einrahmung sorgten die Jungs von „Brass Connection“.
Portrait John Kerry
In terms of peace I think about climate change. Not one country in the world today is living sustainable."
John Forbes Kerry ist ein US-amerikanischer Politiker der Demokratischen Partei. Vom 1. Februar 2013 bis zum 20. Januar 2017 war Kerry der 68. Außenminister der Vereinigten Staaten. Zuvor gehörte er ab 1985 für Massachusetts dem Senat der Vereinigten Staaten an und war ab 2009 Vorsitzender des Senatsausschusses für Außenbeziehungen. 2004 unterlag Kerry als Kandidat der Demokraten bei der US-Präsidentschaftswahl dem damaligen Amtsinhaber George W. Bush.
Werdegang
Aufgrund des Berufes seines Vaters verbrachte John Kerry einen Großteil seiner Jugend in Europa. Unter anderem lebte er zwischen 1954 und 1956 abwechselnd in Berlin und in einem Internat (Institut Montana) auf dem Zugerberg in der Schweiz. In dieser Zeit hat er Deutsch gelernt; ein wenig beherrscht er die Sprache immer noch. Kerry absolvierte ein Studium der politischen Wissenschaften an der Yale University. Kerry meldete sich 1966 freiwillig zum Dienst in der US Navy, wo er eine Offiziersausbildung absolvierte.
Nach seinem Einsatz im Vietnamkrieg begann Kerry 1973 Jura an der Boston College Law School zu studieren und erhielt 1976 den akademischen Grad Juris Doctor. Durch seinen Einsatz in Vietnam wurde Kerry zum Kriegsgegner. Er organisierte mehrere Demonstrationen gegen den Krieg, an denen vor allem Kriegsveteranen teilnahmen. Kerry erlangte 1971 erstmals plötzliche Berühmtheit, als er nach seiner Rückkehr aus Vietnam eine leidenschaftliche Rede gegen den Krieg hielt, in der er vor einem Ausschuss des US-Senats die US-Armee schwerer und systematischer Kriegsverbrechen beschuldigte, die von allen militärischen Ebenen begangen, geduldet oder sogar befohlen worden seien. Später musste er allerdings einräumen, nie selbst Zeuge solcher Kriegsverbrechen gewesen zu sein; etwa 50 angebliche Zeugen, die ihn auch bei der Ausschussanhörung begleitet hatten, konnten bei weiteren Befragungen ebenfalls keine genaueren Angaben zu Zeitpunkten, Orten oder Tätern dieser Ereignisse machen.
Bei den Kongresswahlen 1972 kandidierte Kerry erstmals für ein politisches Amt. Er bewarb sich um einen Sitz im US-Repräsentantenhaus für einen Wahlkreis in Massachusetts, unterlag aber seinem republikanischen Gegenkandidaten Paul W. Cronin.
Nach Beendigung seines Rechtsstudiums 1976 war er bis 1979 als Staatsanwalt in Massachusetts tätig. Kerry selbst sieht in dieser Berufserfahrung den Grund für seine pragmatische Einstellung zum sog. Krieg gegen den Terror. 1979 eröffnete er mit einem Kollegen eine Rechtsanwaltskanzlei.
1982 zog es Kerry wieder in die Politik. Er bewarb sich um das Amt des Vizegouverneurs von Massachusetts und setzte sich in der Vorwahl der Demokraten knapp durch. Bei der Gouverneurswahl 1982 gewann das Team Dukakis/Kerry deutlich, und Kerry wurde Stellvertreter des Gouverneurs Michael Dukakis.
Im November 1984 errang Kerry einen Sitz im Senat für den US-Staat Massachusetts und wurde im Januar 1985 vereidigt. In den Jahren 1990, 1996, 2002 und 2008 wurde er wiedergewählt. Im Senat fiel Kerry vor allem durch seine Arbeit in Untersuchungskommissionen auf – insbesondere zur Iran-Contra-Affäre. Kerry arbeitete maßgeblich daran, die Aussöhnung zwischen den USA und dem ehemaligen Kriegsgegner Vietnam auf politischer Ebene in die Wege zu leiten. Er stimmte im Senat gegen den zweiten (von 1991), aber für den dritten Golfkrieg. Außerdem war er acht Jahre lang Mitglied des Geheimdienstausschusses des Senats. Seit dem 6. Januar 2009 hatte er als Nachfolger des zum US-Vizepräsidenten gewählten Joe Biden den Vorsitz im Ausschuss für Außenpolitik inne; zuvor stand er dem Ausschuss für kleine und mittlere Unternehmen vor. Ferner saß er unter anderem im Ausschuss für Handel, Wissenschaft und Verkehr sowie im Finanzausschuss.
Kerry trat bei den Präsidentschaftswahlen 2004 an. Im Ergebnis unterlag er jedoch mit 48 % der Stimmen, während Bush 51 % der Stimmen auf sich vereinen konnte. Am 1. Februar 2013 wurde er in einer nicht-öffentlichen Zeremonie als 68. Außenminister der Vereinigten Staaten durch US-Präsident Barack Obama vereidigt.
Politische Ansichten
Kerry ist für die Beschränkung des Rechts auf Waffenbesitz. Er setzt sich für die Rechte Homosexueller ein, lehnt aber eine Ehe zwischen ihnen ab. Kerry stimmte im Senat gegen das Gesetz zum Schutz der Ehe. Er war einer der sehr wenigen Senatoren, die sich für eine amerikanische Unterschrift unter das Kyoto-Protokoll einsetzten. Kerry ist Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Er lehnt die Todesstrafe ab, außer bei terroristischen Akten. Kerrys Ziel war es, die USA wieder verstärkt in multilaterale Gespräche einzubinden und die Staatengemeinschaft UNO stärker zu berücksichtigen; als Grundlage für militärische Einsätze benannte er unter anderem eine breite Unterstützung durch andere Staaten, den global test. Er forderte außerdem eine stärkere Beteiligung anderer Staaten an Wiederaufbau und Schutz des Irak. Nach der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls durch Russland am 22. Oktober 2004 versprach Kerry die Ratifizierung durch die USA für den Fall seines Wahlsieges.
In Kerrys Amtszeit unterstützten die USA die Rebellen im Bürgerkrieg in Syrien zunächst nicht militärisch, sondern nur finanziell. Nach dem Giftgaseinsatz in der Region Ghuta war Kerry davon überzeugt, dass Präsident Baschar al-Assad schuld sei und forderte eine Militärintervention. Bei einem Besuch in Israel forderte Kerry einen Baustopp der Siedlungen in Beit El. Kerry lobte den Umsturz in Ägypten 2013 und bezeichnete diesen als „Wiederherstellung der Demokratie“. Während der Krimkrise 2014 verurteilte Kerry Putins Intervention auf der Krim und drohte im März mit dem Ausschluss aus der G8.
Auszeichnungen
2016 Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes
2016 Orden der Ehrenlegion, Frankreich
2017 Award des Edward M. Kennedy Institutes für sein Lebenswerk
Fragen an John F. Kerry hierfür nehmen wir gerne unter info@dgvn.berlin entgegen.
Redner
Michael Müller
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, erklärte anlässlich der Verleihung der Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen an John Kerry, US-Außenminister a. D., am 14. Dezember 2018 u.a.:
Exzellenzen,
Damen und Herren Abgeordnete,
sehr geehrte Senatorinnen und Senatoren,
sehr geehrte Frau Hassel,
sehr geehrter Herr Dr. Gollnisch,
meine Damen und Herren,
und vor allem: Sehr geehrter Herr Kerry,
es ist mir eine besondere Freude, Sie alle am heutigen Abend hier im Roten Rathaus begrüßen zu dürfen. Alle zwei Jahre verleihen wir die Otto-Hahn-Friedensmedaille. Mit seinen Forschungen und mit der Entdeckung der Kernspaltung schuf Otto Hahn die Voraussetzungen für den Beginn des Atomzeitalters und erhielt dafür den Nobelpreis für Chemie. Er wurde vor 50 Jahren zum Ehrenbürger Berlins.
Seine Erkenntnisse legten aber auch die Grundlage für den Bau der Atombombe. In der Folge, nach dem Zweiten Weltkrieg, setzte Otto Hahn sich engagiert gegen atomare Aufrüstung ein. Die Otto-Hahn-Friedensmedaille würdigt nun seit 30 Jahren das friedenspolitische Engagement ihres Namensgebers.
Mit der Otto-Hahn-Friedensmedaille setzen wir heute einmal mehr von Berlin aus ein sichtbares Zeichen für Frieden und Völkerverständigung. Dabei freut es mich ganz besonders, dass zum 30. Jubiläum der erstmaligen Verleihung die Biografie unseres Preisträgers starke Bezüge zu Berlin aufweist. Denn John Kerry verbrachte als Sohn eines Diplomaten einen Teil seiner Kindheit hier in Berlin.
Unsere Stadt erkundeten Sie, sehr geehrter Herr Kerry, damals gerne auf dem Fahrrad und Sie haben erzählt, dass Sie bei einer Gelegenheit sogar einmal hinüber nach Ost-Berlin fuhren.
Als Frank-Walter Steinmeier Ihnen vor rund zwei Jahren das Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland verlieh, erinnerte er an diese Anekdote. Und er führte unter anderem auch anschaulich aus, wie groß Ihre Leidenschaft für das Radfahren bis heute ist.
Dementsprechend könnten wir vielleicht sagen: Der Einsatz für Völkerverständigung und Frieden ist aktuell ähnlich herausfordernd wie die Bewältigung einer kniffligen Bergetappe. Diplomatie und die einvernehmliche Beilegung internationaler Konflikte erfordern derzeit offenbar einen besonders festen Willen, langen Atem und große Anstrengungen.
Rückenwind scheinen dagegen Kräfte zu genießen, die auf etwas anderes setzen: Auf starke Parolen, kalkulierte Tabubrüche und auf vorgeblich einfache Lösungen für komplexe Fragen.
Das sind Entwicklungen, die uns besorgen müssen. Das sind Entwicklungen, die uns alle dazu auffordern, Stellung zu beziehen und selbst aktiv zu werden. Für internationale Zusammenarbeit, für die friedliche Beilegung von Streitigkeiten, für Freiheit und Demokratie.
Ja, es stimmt: Wir sind derzeit mit vielen Krisen konfrontiert: Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und die Destabilisierung in der Ost-Ukraine gehören dazu. Auch die Kriege in Syrien und in Jemen, die ein unvorstellbares Ausmaß an Leid verursachen.
Doch in Resignation oder gar eine Art Angststarre sollten wir wegen dieser Krisen nicht verfallen. Stattdessen sollten wir Mut schöpfen aus dem Wissen um die beeindruckenden Fortschritte, die die Weltgemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten erreichen konnte.
Diplomatie, die Verständigung zwischen den Völkern: Dieser Weg ist oft mühsam, er ist langwierig und er ist gespickt mit Rückschlägen und enttäuschten Hoffnungen. Aber es ist auch der Weg, auf dem unsere Welt friedlicher und sicherer geworden ist. Und es ist der, den wir weiter gehen müssen. Gerade in Zeiten, die von vielfältigen Herausforderungen, immer größerer globaler Vernetzung und tiefgreifendem technologischen Wandel geprägt sind.
Diese Botschaft verkörpert unser Preisträger John Kerry in ganz besonderer Weise. Seine – man muss sagen: bisherige – politische Karriere umfasst Verdienste aus einer langen Zeit als Senator, eine Präsidentschaftskandidatur sowie das Amt des Außenministers der Vereinigten Staaten. Doch noch beeindruckender als die Stationen seiner Vita ist John Kerry‘s beharrliches und leidenschaftliches Engagement für Dialog, für Diplomatie und Verständigung.
Das Zustandekommen des Atomabkommens mit dem Iran ist ein Erfolg aus der jüngsten Zeit, der besonders heraussticht – auch wenn sich die Vereinigten Staaten unter der gegenwärtigen Regierung wieder daraus zurückgezogen haben. Dieses Abkommen verdankt sich ganz wesentlich auch dem Wirken von John Kerry. Er setzte sich vor allem als Außenminister dafür ein, diplomatischen Lösungen den Vorzug zu geben. Und das kennzeichnete auch seine Herangehensweise an die dramatische Situation in Syrien.
Alle, die für eine kooperative Gestaltung globaler Beziehungen streiten, wissen ihn als starken Verbündeten an ihrer Seite. Wenn wir aktuell in der globalen Politik gewissermaßen steile Anstiege meistern müssen, dann haben wir in ihm jemanden, der dafür die nötige Ausdauer, Kraft und Erfahrung besitzt.
Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Situation ist es kein Zufall, dass wir heute in Berlin John Kerry auszeichnen – einen verdienstvollen Politiker und Staatsmann.
Sehr geehrter Herr Kerry: Herzlichen Glückwunsch zur Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold!
Ich bin sehr froh, dass wir die Otto-Hahn-Friedensmedaille einmal mehr hier an diesem Ort vergeben. Das Berliner Rathaus steht für die an Wendungen reiche Geschichte unserer Stadt und des ganzen Landes. Es ist – so wie unser Land – zu einem Haus für alle Menschen geworden. Ein Haus, das für die freiheitliche Atmosphäre Berlins, für Vielfalt und für Zusammenhalt steht. Vor allem ist es auch ein offenes Haus, ein Haus des Dialogs.
Ich glaube daher, dass das Berliner Rathaus sich hervorragend eignet, um ein Zeichen für Frieden, für die diplomatische Lösung von Konflikten und für die Verständigung der Völker zu senden.
In den vergangenen 30 Jahren war die Otto-Hahn-Friedensmedaille ein unverzichtbarer Teil von Berlins Bemühungen, über die Grenzen unserer Stadt hinaus für eine friedlichere Welt zu werben und verdienstvolle Persönlichkeiten für ihren Einsatz zu ehren. Gestiftet wurde sie seinerzeit von Dietrich Hahn, dem Enkel Otto Hahns. Dafür sind wir sehr dankbar.
Mein herzlicher Dank gilt auch dem Landesverband Berlin-Brandenburg der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, der die Friedensmedaille seit 1988 im Auftrag Berlins verleiht. Das ist ein bedeutender Teil der wichtigen und vielfältigen Arbeit, mit der sich die DGVN für die Vereinten Nationen, ihre Werte und Prinzipien in Deutschland einsetzt.
Und so hoffe ich, dass der heutige Abend viele Gelegenheiten dazu bietet, gemeinsam darüber zu sprechen, wie wir alle zu Frieden und Verständigung beitragen können und wie wir die aktuellen Widerstände überwinden.
In diesem Sinne heiße ich Sie alle herzlich willkommen und wünsche Ihnen einen anregenden und inspirierenden Abend.
Dr. Lutz-Peter Gollnisch / Foto Stephanie von Becker
Verehrte Herr Secretary Kerry,
Sehr geehrter Herr Müller,
verehrte Frau Hassel,
Exzellenzen,
liebe Mitglieder unseres Landesverbandes,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
mir ist es eine besondere Freude, Sie am heutigen Abend – auch im Namen des
gesamten Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen,
Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. – im Festsaal des Berliner Rathauses zu
begrüßen.
Ich freue mich sehr, dass wir heute zusammengekommen sind, um einen Mann zu
ehren, der sich durch seine unermüdliche Arbeit in besonderer Weise verdient
gemacht hat: Secertary John F. Kerry. Das Kuratorium der Otto-Hahn-Friedensmedaille
hat sich mit Herrn Kerry einstimmig für eine herausragende Persönlichkeit
entschieden. Durch sein umfassendes Engagement für Frieden, Humanität und
Völkerverständigung wird er hier und heute zum 16. Preisträger der Otto-Hahn-
Friedensmedaille in Gold ernannt.
Verehrtes Publikum,
die Begriffe Frieden und Diplomatie sind jeweils von langen Traditionen geprägt,
vereinen sich letztendlich jedoch zu einer gemeinsamen neuen Bedeutung. Diese
beruht auf einem sich seit geraumer Zeit entwickelnden Verständnis von
Notwendigkeiten und Möglichkeiten, internationale Gewaltkonflikte mittels
Diplomatie zu lösen. Genau dieser Aufgabe hat sich Herr Kerry mittels jahrelanger
herausragender Dialogführung gewidmet.
Herr Kerry ist nicht nur ein leidenschaftlicher Politiker und Jurist, sondern auch ein
zeitgenössischer Künstler! Per Definition verstehen wir unter dem Wort „Diplomatie“
die „Kunst der Verhandlung“. Adäquate Strichführung, Komposition und das richtige
Farbmischverhältnis machen Herrn Kerrys Werk zu einem lebendigen Meisterwerk,
welches dem Betrachter noch lange im Gedächtnis bleibt.
Bereits vor seiner Amtszeit als 68. Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika,
dessen Amt er vom 1. Februar 2013 bis zum 20. Januar 2017 bekleidete, keimten seine
Hoffnungen für eine friedlichere Welt auf. Durch seinen Einsatz in der U.S. Navy in
Vietnam wurde John F. Kerry zum selbsterklärten Kriegsgegner. Er arbeitete später
maßgeblich daran, die Aussöhnung zwischen den USA und dem ehemaligen
Kriegsgegner Vietnam auf politischer Ebene in die Wege zu leiten. Ferner treibt er die
Beschränkung des Waffenbesitzes voran und kämpft gegen den Klimawandel. Herr
Kerry war einer der wenigen Senatoren, die sich für eine amerikanische Unterschrift
unter das Kyoto-Protokoll einsetzten. Auch das Klimaabkommen von Paris kann Herr
Kerry als seinen Erfolg verbuchen. Die Ziele dieses Abkommens werden jedoch leider
ohne die weitere Unterstützung der USA verfolg werden müssen. Nichtsdestotrotz
bleibt Herr Kerry willensstark und betonte, er sei „völlig engagiert, dem
Klimaabkommen gerecht zu werden“.
Während seiner Amtszeit als US-Außenminister unter Barack Obama war Kerry
federführend für die Strategie der nuklearen Nichtverbreitung zuständig und ebenfalls
maßgeblich am Iran-Deal beteiligt, wofür wir ihm ebenfalls unsere Hochachtung
aussprechen möchten. Wie sich die Zukunft des Abkommens nach dem Austritt der
USA gestalten wird, bleibt jedoch leider ungewiss.
Auch im Syrien-Krieg war Kerrys diplomatisches Geschick gefragt und auch hier legte
er unermüdliches Engagement an den Tag.
Diese und weitere Bemühungen wie die Forderung eines Baustopps der Siedlungen in
Beit El zeugen von einem starken Demokratieverständnis. Dass Multilateralismus und
friedliche Koexistenz wichtige Garanten für eine stabile und sichere Weltordnung sind,
beweist Herr Kerry, indem er diplomatischen Herausforderungen mit Würde, Intellekt,
Stärke und Überzeugungskraft begegnet.
Verehrter Herr Secretary Kerry,
Winston Churchill beschrieb einmal, Diplomaten seien Meister des Zuhörens, aber
auch groß darin, wenn es sein muss, ohne viele Worte auszukommen und doch alles
anzusprechen.
(zum Publikum) Mit großer Leidenschaft und Hingabe widmet sich Herr Kerry dem
Dialog und der multilateralen Zusammenarbeit verschiedener Staaten. Auch die
Vereinten Nationen räumen diesem Dialog der Nationen einen zentralen Stellenwert
ein.
Verehrte Damen und Herren,
die Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold wird an Personen vergeben, die sich in
besonderer Weise um Frieden und Völkerverständigung verdient gemacht haben. In
der Vergangenheit wurden Menschen mit so unterschiedlichen Geschichten wie
beispielsweise Daniel Barenboim, Hans Küng, Muhammad Ali, Mary Robinson, Miriam
Makeba und Michail Gorbatschow geehrt. Allen diesen Preisträgern – einschließlich
Herrn Kerry– eint, dass sie sich neben und mit ihrem Schaffen dem festen Willen zum
Frieden verschrieben haben.
Wir möchten am heutigen Abend einen Menschen auszeichnen, der herausragende
Leistungen in der Diplomatie zu verbuchen hat und sich darüber hinaus für die Arbeit
der Vereinten Nationen einsetzt. Damit zeigt Herr Kerry standhaft und unermüdlich,
wie wichtig die Stärkung der multilateralen Zusammenarbeit für eine friedliche
Gestaltung der Welt ist.
„Alle Nationen müssen zu der Entscheidung kommen, freiwillig auf Gewalt als letztes Mittel der Politik zu verzichten. Sind sie dazu nicht bereit, so werden sie aufhören zu existieren.“ Dieses humanitäre Vermächtnis Hahns schmückt die Rückseite der Otto-Hahn-Friedensmedaille, die wir heute Ihnen, sehr geehrter Herr Senator Kerry, aufgrund Ihrer außergewöhnlichen Verdienste in der Diplomatie verleihen.
Dass das Engagement von Herrn Kerry auch bei hohen Repräsentanten einzelner
Staaten geschätzt wird, beweist folgendes Grußwort unserer Bundeskanzlerin, Frau
Angela Merkel, welches ich Ihnen heute verlesen darf:
„John Kerry ist eine herausragende Persönlichkeit in der internationalen Politik und ein
treuer Freund Deutschlands. Mit ihm hat die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten
Nationen eine exzellente Wahl zur Auszeichnung mit der Otto-Hahn-Friedensmedaille
getroffen.
John Kerry hat die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika in besonderer Weise
geprägt. Als Senator und als Außenminister setzte er sich unermüdlich dafür ein,
Gräben und Gegensätze zu überwinden und Lösungen zum allseitigen Vorteil zu finden.
Einst hatte John Kerry als Soldat selbst hautnah erfahren, welches Unheil Krieg für die
Menschheit bedeutet. Seitdem tritt er für Diplomatie als friedliches Mittel der
Konfliktlösung ein – voller Leidenschaft und mit großer Beharrlichkeit. So hat er auch
an einer diplomatischen Lösung im Atomstreit mit dem Iran gearbeitet und sich nicht
zuletzt für den Nahostfriedensprozess engagiert.
Wohl wissend, dass globale Fragen globaler Antworten bedürfen, gilt John Kerrys
besondere Unterstützung den Vereinten Nationen. Unermüdlich macht er sich für eine
Staatengemeinschaft stark, die auf der Basis gemeinsamer Werte und Regeln auf einen
friedlichen, konstruktiven Interessensausgleich bedacht ist.
John Kerry hat sich um ein friedliches Miteinander verdient gemacht – mit viel
Geschick, Verve und Chrisma. Sein Vorbild spornt an, bei den drängenden globalen
Fragen unserer Zeit auch weiterhin für Kompromissbereitschaft zu werben und
gemeinschaftlich Lösungen herbeizuführen. Ich freue mich mit John Kerry über seine
Auszeichnung mit der Otto-Hahn-Friedensmedaille und gratuliere ihm von Herzen.
Gezeichnet: Dr. Angela Merkel“
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
diesen Grußworten schließe ich mich uneingeschränkt an. Ich freue mich ganz
besonders über den würdigen und festlichen Rahmen der heutigen Veranstaltung und
möchte die Gelegenheit nutzen, zu betonen, dass diese Festlichkeit allerdings
besonders von der Unterstützung vieler Menschen im Hintergrund abhängig ist. Daher
möchte ich meinen Dank an all die fleißigen Helferinnen und Helfer, die zu großen
Teilen ehrenamtlich tätig sind, aussprechen.
Dies gilt auch für die großartige Unterstützung durch die Berliner Senatskanzlei, die
auch in diesem Jahr wieder die Preisverleihung durch ihre Zusammenarbeit ermöglich
hat.
Ferner möchte ich mich bei der Feuersozietät Berlin-Brandenburg Versicherung AG
sowie all den Personen, bei der Umsetzung dieses Abends zur Verfügung standen,
bedanken.
Schließlich möchte ich Herrn Kerry im Namen des Stifters unserer Medaille – Herrn
Dietrich Hahn, der heute krankheitsbedingt leider nicht anwesend sein kann – einen
ganz herzlichen Glückwunsch aussprechen und seine Hochachtung übermitteln.
Damit übergebe ich das Wort an Frau Hassel, deren Laudatio wir nach einem kurzen
musikalischen Einspiel hören werden.
Tina Hassel
Lieber John Kerry,
sehr verehrte Exzellenzen,
sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, lieber Michael Müller,
sehr geehrte Frau Staatssekretärin Chebli,
sehr geehrter Herr Dr. Gollnisch,
sehr geehrte Damen und Herren,
Gestatten Sie mir mit einer persönlichen Note zu beginnen:
„Full Circle“ sagt man in den USA, wenn sich ein Kreis schließt. Und in gewisser Weise ist dies der Fall, wenn ich heute Abend die große Freude und Ehre habe, die Laudatio auf Sie, lieber John Kerry zu halten.
Denn ich habe, ohne dass Sie dies natürlich realisiert hatten - ausländische Networks sind in der Washingtoner Politik nicht gerade ganz oben auf der Prioritätenliste und meistens ist es US-Politikern nicht so wichtig, wie im Ausland über sie berichtet wird – mehrere Jahre aus Washington über Sie berichtet und habe dabei auch die ein oder andere Reise in ihrem Schlepptau gemacht.
Anlässe Ihnen zu folgen gab es mehr als genug: Sie sind der meiste gereiste Außenminister in der Geschichte der USA: Sie haben in Ihrer Zeit über eine Million Meilen zurückgelegt, mehr als 80 Länder besucht. US Kollegen haben ausgerechnet, Sie waren in Ihrer Amtszeit sage und schreibe 466 Tage „on the road.“
Warum erwähne ich das? Nun, weil das alleine bereits beweist: Sie sind ein Meister der Krisendiplomatie!
Sie haben wie kaum ein anderer gerungen um diplomatische Lösungen - auch und gerade in festgefahrenen Konflikten!
Buchstäblich UNERMÜDLICH haben Sie Partner gesucht, um abgerissene Gesprächsfäden wieder neu zu knüpfen.
Dabei sind Sie auch Risiken eingegangen, haben Rückschläge in Kauf genommen – mit dem einen Ziel: nichts unversucht zu lassen, um doch noch eine friedliche Lösung für einen drohenden Konflikt zu ermöglichen.
Ihr Markenzeichen ist Beharrlichkeit! Wie oft werden Sie sich aber auch wie ein moderner Sisyphos gefühlt haben, lieber John Kerry?
Das verbindet Sie mit ihrem Freund, dem damaligen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier.
Der hatte in seiner Zeit als Außenminister so treffend auf den Punkt gebracht: ich zitiere:
„Zum Job eines Außenministers gehört, nicht nur Kontakte zu befreundeten Staaten zu haben. Es gehört kein Mut dazu, ein lautstarkes Statement abzugeben. Die größere Überwindung ist, mitten im Konflikt hinzufahren und dem gegenüber zu sagen, was man von den Verhältnissen hält und was wir von unserer Seite aus nicht billigen und nicht ertragen können“
Genau das ist Ihre Leitlinie: Sie sind z.B. in einer Zeit, als der Konflikt mit den Taliban in Afghanistan hoffnungslos erschien, dennoch nach Kabul gereist, um 5 Stunden lang auf den afghanischen Präsidenten Hamid Karzai einzureden. Warum? Nun, weil Sie darauf vertrauen, nicht mit Druck und Drohungen, sondern mit Argumenten etwas bewirken zu können. „Power of persuasion“ – das ist das Meisterstück erfolgreicher Diplomatie.
Lieber John Kerry - die Otto Hahn Friedensmedaille wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich herausragende Verdienste um Frieden und Völkerverständigung erworben haben. Und das haben Sie!
Am 17.12.1938 hatte Otto Hahn in Berlin Dahlem die Kernspaltung des Uran Atoms entdeckt und damit den Beginn des Atomzeitalters markiert.
Übrigens ganz in der Nähe des Bachstelzenwegs, wo Sie in den 50er Jahren eine kurze Zeit mit Ihrer Familie gelebt hatten.
„Verdienste für Frieden und Völkerverständigung“...in diesem Geist sind Sie ein wunderbarer Preisträger. Als US-Außenminister haben Sie maßgeblich dazu beigetragen, einen nuklearen Iran zu verhindern.
Sie waren der zentrale Verhandlungsführer und für viele gelten Sie als der Architekt des Abkommens, das im Juli 2015 zwischen den 5 permanenten Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates + Deutschland mit dem Iran beschlossen wurde.
Es gilt als Meisterstück beharrlicher Diplomatie. Denn es hat schafft, so unterschiedliche Player wie Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland zusammen zu führen. Vorausgegangen waren nächtelange Verhandlungsrunden. Mehrmals glaubte man einem Abschluss nahe zu sein, dann gingen die Unterhändler doch wieder ohne Ergebnis auseinander. Selbst gesteckte Fristen wurden wieder und wieder verlängert.
In dieser Zeit haben Sie – das wurde mir detailreich berichtet, im Keller des Palais Coburg in Wien, im so genannten Weinarchiv, lange Stunden mit Frank Walter Steinmeier verbracht, um nach Lösungen aus der festgefahrenen Situation zu suchen. Diese gemeinsamen Nächte sollen der Beginn ihrer Freundschaft gewesen sein. Und wir wissen, echte Freundschaften in der Politik sind rar. Zwei Perfektionisten, für die „Aufgeben“ nie eine Option war.
Dass Sie, lieber John Kerry steht’s aufs Ganze gingen, auf volles Risiko, das haben sie auch in dieser Zeit der endlosen Verhandlungen bewiesen. In einer Situation, in der ihre Partner kurz den Atem anhielten. Zum Ende des Verhandlungsmarathons gingen sie ihrer Leidenschaft nach, Rad fahren. Doch Sie schwangen sich nicht irgendwo aufs Rad, sondern Sie fuhren den Col de la Colombière Gebirgspass, einen der härtesten Berg Etappen der Tour de France. Nach einem Sturz mussten Sie für einige Zeit ins Krankenhaus. Aber selbst aus der Klinik haben Sie weiter Meetings einberufen und die Fäden zusammengehalten. Das sagt viel aus, über Ihren Verhandlungsstil.
Dank Ihres unermüdlichen Verhandlungsgeschicks gelang der Durchbruch; ein Abkommen, das dem Iran die zivile Nutzung der Atomkraft ermöglicht, und ihm gleichzeitig die Entwicklung von Atomwaffen strikt untersagt. Im Gegenzug sollten die Sanktionen gegen Teheran schrittweise aufgehoben werden.
Was auf dem Spiel stand damals, haben Sie selber in aller Klarheit auf den Punkt gebracht:
“in reaching and implementing this deal; we took a major security threat off the table, without firing a single shot!!!
Frank Walter Steinmeier ergänzte damals: „Das ist ein wichtiger Satz deshalb, weil man sich erinnern muss, was passieren könnte, wenn dieses Abkommen wieder in sich zusammenfällt und neue Aufrüstungen im mittleren Osten stattfinden“.
Nun, dieser Satz zeigt die Fallhöhe und ist von bedrückender Aktualität. Die Uhren werden wieder zurückgedreht. Präsident Trump hat im Mai angekündigt, sich aus dem Iran Abkommen zurückzuziehen. Schon wenige Tage später verhängte die US-Regierung neue Sanktionen gegen den Iran.
Und die zeigen Wirkung! Obwohl sich die europäischen Unterzeichnerstaaten des Atomabkommens um Schadensbegrenzung bemühen, springen auch immer mehr europäische Unternehmen ab: Siemens, Adidas, Telekom, Deutsche Bahn, Volkswagen und Daimler, aber auch andere europ. Großkonzerne wie z.B. der Ölgigant Total oder der frz. Automobilhersteller PSA. Der Druck wächst. Das Irangeschäft ist für viele Unternehmen nicht so wichtig, im Vergleich mit dem Markt in den Vereinigten Staaten.
Und die USA stehen mit der Kritik an dem Abkommen nicht allein. Auch Israel bezeichnete es bereits bei seinem Abschluss als historischen Fehler.
Die Väter des Abkommens müssen wieder kämpfen um den Erhalt. Und das tun Sie, lieber John Kerry.
Sie haben deutliche Worte der Kritik gefunden für den einseitigen Ausstieg der USA – und für die Politik Donald Trumps insgesamt. Sie haben getwittert, sie sei „indefensible“, „disgraceful“ und „destructive“.
Und Sie reisen wieder durch die Welt um vor den Konsequenzen zu warnen, sollte das JCPOA scheitern.
Im April dieses Jahres waren Sie zuletzt in Europa, um überall, auch hier in Berlin zu warnen und zu mahnen. Ihre Botschaft: „Es keine Alternative zu diesem Deal.“ Trotz all seiner Unzulänglichkeiten.
Schon 2015, bei der Unterzeichnung hatten Sie klargestellt, diese Vereinbarung baue nicht auf Vertrauen, sondern auf Kontrolle und strikte Vereinbarungen. Und es liegen keine Erkenntnisse vor, dass der Iran diese Vereinbarungen gebrochen hätte.
Auch 500 Parlamentarier aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich haben sich in einem offenen Brief übrigens an ihre US-Kollegen gewandt und auf die Bedeutung des Abkommens aufmerksam gemacht.
Aber das Iran-Abkommen ist nur ein Beispiel für Ihr internationales Engagement und Ihre Bereitschaft, gemeinsam mit den Vereinten Nationen Verantwortung für globale Probleme zu übernehmen. Schon vor Ihrer Zeit als Aussenminster hatten Sie sich leidenschaftlich für Klimaschutz engagiert. Im Kongress hatten Sie mit aller Kraft für einen „Climat Bill“ gekämpft, um ein Gesetz also und um finanzielle Mittel gegen den US Beitrag zum Klimawandel.
Ein Engagement, das Sie bis heute leidenschaftlich verfolgen. Den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen haben Sie als „an invitation to join in a suicide pact“, als Einladung zum Selbstmord bezeichnet.
Sie haben mit internationalen Partnern dafür gesorgt, dass große Bestände der syrischen Chemiewaffen außer Land gebracht und unter internationaler Aufsicht vernichtet wurden. Mehr als 600 Tonnen Chemikalien, mit denen Sarin und Senfgas hergestellt werden können, wurden unschädlich gemacht. Auch das ging nur in einer Allianz, mit Russland, China, Dänemark, Norwegen, Italien – und natürlich Deutschland, Finnland, wo schwachgiftige Reste unschädlich gemacht wurden.
Lieber John Kerry, vor genau zwei Jahren wurde Ihnen hier in Berlin das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte Sie da als „wahren Freund.“ Bei der Zeremonie sagte er: „John Kerry ist der beharrlichste Diplomat, den ich kenne.“
Die kurz beschriebenen Beispiele zeigen es – Und ein größeres Kompliment hätte man Ihnen wohl kaum machen können.
Ihr Buch: „a call to service“ ist ein flammender Aufruf zum Mulitlateralismus. Ein solch starkes, beharrliches Bekenntnis brauchen wir gerade jetzt.
Denn was uns derzeit umtreibt ist - neben den Folgen der Kernspaltung und damit der Fähigkeit zu atomaren Konflikten -, die Spaltung unserer Gesellschaften.
Einer der größten Kritiker der transatlantischen Zusammenarbeit sitzt derzeit im Weißen Haus. Die Idee von America First sieht in der internationalen Zusammenarbeit vor allem eines, den Versuch, die USA über den Tisch zu ziehen.
In dieser Zeit sind starke, aber moderate Stimmen wichtiger denn je. Diplomatische Profis und „Gentleman-Politiker“, die auf den Austausch von Argumenten setzen, statt auf Drohungen und Kampfansagen.
Partner, die Differenzen, die es immer gab und immer geben wird in einer lebendigen Partnerschaft und auf der Basis von Vertrauen und Vernunft ausräumen.
Ich will zum Ende noch einmal ihren Freund, Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zitieren. Der sagt: „John Kerry verkörpert das Beste an Amerika: Großzügigkeit, Warmherzigkeit, Verlässlichkeit und politische Vernunft.“
In diesem Sinne - lieber John Kerry, sind Sie ein Diplomat der alten Schule, im besten Sinne des Wortes. Ihre Stimme wird in der Welt gebraucht, mehr denn je. Herzlichen Glückwunsch zur Otto-Hahn-Friedensmedaille! Und übrigens auch nachträglich noch Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 75. Geburtstag Anfang der Woche.
John Kerry
Hierbei handelt es sich um eine redaktionell zusammengefasste Rede
Nachdem Sec. Kerry seinen Vorrednern für die großzügigen einleitenden Worte dankte, erinnert er sich, wie dringend wir eine moralische Führungsrolle sowie geschichtliche Klarheit brauchen würden. Das bedrohliche Potential von nuklearen Reaktionen sei in der Vergangenheit groß gewesen. Daraufhin stellt er sich die Frage, ob wir von der Unterstützung wissenschaftlichen Betruges Gebrauch machen sollten, um sozialen Fortschritt herbeizuführen oder ob dies alles zerstören würde, was die Menschheit in tausenden Jahren aufgebaut hat. Diese Fragen seien sehr dringend als Folge des 2.WK gewesen, aber Kerry zufolge seien sie heutzutage genauso dringend.
Ein weiteres Thema, dass Sec. Kerry anspricht, sind Cyber-Bedrohungen, die dazu fähig seien, eine ganze Nation aufzuhalten. Über die Formen der Bedrohung hätten wir in der Vergangenheit zu wenig gesprochen. Wir würden uns damit künftig vermehrt auseinandersetzen müssen.
Sec Kerry lenkt die Aufmerksamkeit im Anschluss daran an den Gebraucht von Fakten und Vernetzung. Heutzutage sei es schwieriger geworden, einen Konsens von Fakten zu errichten. Wir hätten es mit Führungspersonen zu tun, die gelegentliche Tweeds zu ihrer Diplomatie machen würden. Hier betont Kerry, dass Jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung hätte, aber man sei nicht für seine eigenen Fakten berechtigt. Anstelle von Führungsqualitäten seien wir vermehrt von Abweichungen von der Realität konfrontiert. Abweichungen von der Wahrheit würden Kerry zufolge immer mehr in die Diplomatie einfließen. Daraufhin erklärt er, dass er in der Schule gelernt habe, dass Wissenschaft wertvoll sei. Kerry schließt diesen Abschnitt, indem er sagt: „Ich glaube an Wissenschaft.“
Ein weiteres wichtiges Anliegen des Preisträgers ist der Aspekt der Klimapolitik, denn, so sagt er: „Wenn ich an Frieden denke, dann denke ich an Klimawandel.“ Das Ideal sei es, in Einklang und nachhaltig mit der Natur zu leben. Die Realität zeige jedoch, dass nicht ein einziges Land auf dem Planeten nachhaltig lebe. Kerry berichtet von seiner über 30 Jahre langen Arbeit zum Klimawandel. Zusammen mit Al Gore und einer Gruppe im Senat war er einer der ersten Personen, die Anhörungen zum Klimawandel durchgeführt hätten. Um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen, zitiert er James Hansen, der im Jahre 1988 zum ersten Mal öffentlich proklamierte: „Klimawandel passiert jetzt!“ Die Erde werde sich um 4 Grad erwärmen. Im letzten Jahr seien die Emissionen in Europa sogar gestiegen. Ironischerweise seien sie trotz der Präsidentschaft von Trump in den USA hingegen gesunken. Kerry gibt hier die Antwort: Weil 75 % der Elektrizität im letzten Jahr aus Solarenergie gewonnen worden seien. Kohle habe dagegen bei 0,2 % gelegen. Eine Alternative, die Kerry hier aufzeigt sei es, aufzuhören, jegliche Gebäude mit einem Kohleenergieplan zu bauen. Vielmehr sollte Erdgas als Übergangslösung dienen. Langfristig plädiert Kerry für die gemeinsame globale Aufgabe, mehr Speicherkapazität zu kreieren. Batteriekapazität sei hier das Schlüsselwort.
Zuletzt spannt der 68. Außenminister der USA wieder den Bogen zur Bedeutung diplomatischer Bestrebungen. Krieg und Frieden seien gleichermaßen freie Entscheidungen. Als Beispiele führt er die Kriege im Irak und in Vietnam auf. Kerry selbst sei Soldat im Vietnamkrieg gewesen. Was er in dieser Zeit gelernt habe sei, dass man mit jeder Verantwortung jegliche Möglichkeiten diplomatischer Instrumente zuerst erforschen müsse. Nationale Führungspersonen und ihre Anhänger müssten zunächst von allen möglichen moralischen politischen und akademischen Argumenten hinsichtlich der Auswirkungen ihrer Befehle überzeugen werden. Aussöhnung über Gewalt zu wählen, wann immer es möglich ist und jede diplomatische Option auszuschöpfen bevor man junge Menschen zum Kämpfen und Sterben in irgendeinen Krieg aussendet, hätten oberste diplomatische Priorität.
Viele Menschen würden denken, dass es die Regeln seien, die den Senat funktionsunfähig machen. Kerry konstatiert jedoch, es seien die Menschen. Sie hätten sich verändert. Sie hätten sich geändert seitdem er in den 1980ern und 1990ern im Senat war. Daraufhin appelliert er dazu, wir müssten diese Veränderungen wieder rückgängig machen – im Senat sowie überall auf der Welt, wo Führungsqualitäten dysfunktionale Auswirkungen auf ihre Bürger und die Umwelt haben.
Zuletzt gibt der Preisträger einen optimistischen Ausblick. Weil alle Entscheidungen menschliche seien, gebe es eine Lösung für den Klimawandel. Die Lösung liege in der Energiepolitik. Solarenergie sei heute sogar günstiger als Kohle. Hier geht Kerry auf die wahren Kosten der Kohleenergie ein, und zeigt auf, dass Messungen Aspekte wie Lungenkrankheiten beispielsweise nicht berücksichtigt würden. Die Zahl der Kinder, die jeden Sommer in Amerika aufgrund umweltbedingten Asthmas ins Krankenhaus müssen, würden Kosten von 55 Mrd Dollar im Jahr verursachen. Verschmutzung von Seen und Flüssen mitsamt ihren Auswirkungen würden in die Rechnung nicht einbezogen.
Kerrys letzte Worte widmet er dem Frieden als etwas, das Anstrengung erfordern würde. Frieden benötige tägliches Engagement. Ihn zu erreichen sei nicht einfach, im Gegenteil. Aber auch nach jahrelanger Geduld und Anstrengung sei es immer die Anstrengung wert und niemals unerreichbar.
Vergangene Preisträger
1988 - Sandro Pertini
1989 - Michail Gorbatschow
1991 - Simon Wiesenthal
1993 - Sir Karl Popper
1995 - Hans Koschnik
1997 - Lord Yehudi Menuhin
1999 - Gerd Ruge
2001 - Miriam Makeba
2003 - Mary Robinson
2005 - Muhammad Ali
2008 - Hans Küng
2010 - Daniel Barenboim[1]
2012 - Tadatoshi Akiba[2]
2014 - Prof. Manfred Nowak
2016 - Melinda Gates[3]
2018 - John Kerry
[1] Die Verleihung fand aufgrund des Tourneekalenders des Preisträgers nachträglich in 2011 statt.[2]Die Verleihung fand aufgrund der Absage des Laudators nachträglich in 2013 statt.[3] Die Verleihung fand aufgrund des Terminkalenders der Preisträgerin im Mai 2017 statt.