Die Otto-Hahn-Friedensmedaille wurde zum Gedenken an das friedenspolitische und humanitäre Engagement des Kernchemikers, Nobelpreisträgers und Ehrenbürgers des Landes und der Stadt Berlin, Professor Dr. Dr. h.c. mult. Otto Hahn, von seinem Enkel Dietrich Hahn gestiftet. Seit 1988 wird diese Auszeichnung alle zwei Jahre in Berlin jeweils am 17. Dezember verliehen, an dem Tag, an dem Otto Hahn und sein Assistent Fritz Strassmann im Jahre 1938 in Berlin Dahlem die Spaltung des Uran-Atomkerns entdeckt und radiochemisch nachgewiesen haben. „Diese Tat hat der Erforschung der Materie und des Weltalls neue Wege eröffnet, und die Verwendung der Energie der Atomkerne dem Menschen in die Hand gegeben“, ist auf der großen bronzenen Gedenktafel in Dahlem zu lesen.
Als Ort der Verleihung wurde Berlin auch deshalb gewählt, weil Otto Hahn in dieser Stadt die längste Zeit seines privaten und beruflichen Lebens verbracht hat: von 1906-1912 am Chemischen Institut der Universität Berlin und von 1912-1944 am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, dem heutigen Otto-Hahn-Bau der Freien Universität in Dahlem, Thielallee 63. Unweit davon, am Otto-Hahn-Platz gelegen, steht auch sein früheres Wohnhaus, mit einem Bronzedenkmal im Vorgarten. Die obere Schrifttafel zitiert die Worte Otto Hahns aus der „Mainauer Erklärung“ von 1955: „Alle Nationen müssen zu der Entscheidung kommen, freiwillig auf die Gewalt als letztes Mittel der Politik zu verzichten. Sind sie dazu nicht bereit, so werden sie aufhören zu existieren.“ Dieser Satz, Hahns politisches Credo und pazifistisches Testament, ist auch – in englischer Sprache – auf die Rückseite der Friedensmedaille geprägt: “All nations must decide voluntarily to refrain from violence as the last means of politics. If they are not prepared to do so, they will cease to exist.” Die Otto-Hahn-Friedensmedaille erinnert damit insbesondere an Hahns friedenspolitische Aktivitäten nach dem Zweiten Weltkrieg. Entscheidender Faktor war der Abwurf der ersten Atombomben über Hiroshima und Nagasaki, ein Schlüsselerlebnis, das bei ihm zunächst große Trauer und Verzweiflung, in der Folgezeit aber ein umso energischeres Engagement gegen die atomare Aufrüstung der Großmächte auslöste. Sein ganzes weiteres Leben setzte sich Otto Hahn, auch gemeinsam mit Max Born, Linus Pauling, Bertrand Russell, Albert Schweitzer und anderen im In- und Ausland, vehement gegen die militärische Nutzung der Kernenergie ein. Modelle einer Weltregierung wurden dabei ebenso diskutiert wie die Schaffung von Kontrollorganen unter der Obhut der Vereinte Nationen. Schließlich mündete der Kampf gegen die Atomwaffen zumindest in langfristig angelegten Bestrebungen um Rüstungskontrolle und allgemeiner Abrüstung. Die Vereinten Nationen und die Weltöffentlichkeit, aber auch die vielen für Frieden und Menschenrechte eingetretenen Nicht-Regierungsorganisationen, zu denen auch die DGVN zu zählen ist, wurden zu den Trägern der internationalen Bemühungen.
Die Erfahrungen Hahns, dass das Scheitern von Politik im sanktionierten Massenmord endet, hat ihn in seinen letzten Lebensjahrzehnten zu einem überzeugten Pazifisten werden lassen, zu einem Vorkämpfer für eine humane Entwicklung und ein friedvolles Zusammenleben der Staaten und Völker der Welt. Otto Hahn hat seinen Ruhm und weltweites Ansehen stets dazu genutzt, um gegen Gewalt, Hass, Rassismus und soziale Missstände zu votieren. Er hatte dafür nur die Waffe seiner Menschlichkeit und in humanitären Überzeugungen wurzelnden Ethik, aber diese waren – wohl auch aufgrund „Hahns einzigartiger moralischer Integrität“, wie es einmal Abba Eban, der frühere israelische Außenminister, formulierte – stark genug, um die Politik der jungen Bundesrepublik Deutschland zu beeinflussen. Damit wird aber auch die Gemeinsamkeit der bisherigen Preisträger deutlich: Eine humanitäre Grundhaltung, die von einer moralisch bestimmten Verhaltensweise geprägt ist. Die Überzeugung, dass durch ihr Handeln Veränderungen und Lösungen möglich sind, verbindet alle Preisträger, – auch wenn dies bedeutet, dass oft nur kleine Schritte möglich sind zu dem Ziel einer humanitären Weltgesellschaft.